? Herr Wagner, obwohl die Tesla-Aktie jüngst zugelegt hat, gibt es viele, die den Titel shorten. Wie beurteilen Sie das?
Dominikus
Wagner: Dass wohl
etliche Marktteilnehmer die Tesla-Aktie shorten, kann ich inhaltlich
nachvollziehen angesichts des Hypes bzw. des starken Kursanstieges seit dem
Tief der Aktie im April. Denn an Teslas Geschäftsmodell – das wir schon immer
als „schwierig“ erachtet haben und das tun wir auch weiterhin – hat sich seit
April nichts verändert.
? Wie schätzen
Sie die Gewinnentwicklung von Tesla ein?
Bringt man Licht in den Nebel von Teslas Bilanzakrobatik der Vergangenheit und bereinigt den Free Cash Flow um die Verkaufserlöse bei CO2-Zertifikaten und um Leasingrückzahlungen, sieht man, dass der Free Cash Flow und die Free-Cash Flow-Marge mal negativ, mal nur geringfügig positiv ist. Echte, dauerhafte Profitabilität sucht man vergebens. Das verwundert nicht, angesichts des enormen sowohl initialen als auch wiederkehrenden Kapitalbedarfs, der so genannte Capex, z.B. für Produktionsanlagen.
? Erwarten Sie,
dass sich das in der Zukunft bessert?
Das Margenpotential ist deutlich
begrenzt. Und Tesla besitzt eine weitgehend feste Marge pro Fahrzeug, die auch
bei einer potentiell wachsenden Zahl verkaufter Autos kaum steigt. Die
Größenvorteile sind begrenzt, Verbundvorteile sind kaum vorhanden. Tesla hat
lediglich nachfrageseitige Netzwerkeffekte über ein dichteres Netz von
Ladestationen bei größerer Nutzerzahl. Aber insgesamt sind die Skaleneffekte
niedrig. Und dass Tesla angesichts der hohen Wettbewerbsintensität über eine
schwache Preissetzungsmacht verfügt, hat man gesehen.
? Tesla
produziert ja nicht nur Automobile, sondern auch Batterien und Solarstrom –
hilft diese breitere Aufstellung nicht?
Auch wenn Tesla mehr als eine reine
Automobilfirma sein mag, und auch wenn die Quartalszahlen am 23. Juli positiv
überraschen sollten: Die Geschäftsrisiken sind hoch und die Bewertung des
Unternehmens und damit auch der Aktie ebenfalls. Shorten würde ich die Aktie
dennoch nicht. Erstens, weil wir es bevorzugen, uns langfristig an dauerhaft
profitablen Weltklassefirmen zu angemessenen Bewertungen zu beteiligen und
zweitens: Wer weiß, wie lange der Hype um die Tesla-Aktie noch dauert? (jk)
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