Herr Wagner, wie bewerten Sie die Apple-Verkäufe von Warren Buffett?
Dominikus Wagner: Es stimmt: Aus dem Quartalbericht
von Berkshire Hathaway geht hervor, dass Warren Buffett tatsächlich 50 %
seiner Apple-Aktien verkauft hat. Von den 780 Mio. Apple-Aktien wurden
rund 390 Mio. für rund 50 Mrd. US-Dollar verkauft. Aber: Ist er
wirklich nicht mehr von der Aktie überzeugt? Über die Verkaufsgründe gibt der
Quartalsbericht keine Auskunft. Es könnte sein, dass Berkshire Hathaway das
große Apple-Exposure (~50 % des liquiden Portfolios) reduzieren wollte.
Wir würden uns mit einem so hohen Portfolioanteil nicht wohlfühlen, aber wie
gesagt: Über die Verkaufsgründe sagt der Quartalbericht nichts. Aber er sagt
auch nichts darüber, dass sich die Einschätzung von Warren Buffett aus dem Mai
2024 geändert hätte. Auf der Hauptversammlung hatte Buffett damals gesagt: ‚Und
wir besitzen Apple, was ein noch besseres Geschäft ist [als American Express
und Coca-Cola], und wir werden Apple weiter besitzen, wenn nicht etwas wirklich
außergewöhnliches passiert.‘ An dieser Absicht hat sich nichts geändert - das
zeigt der Blick auf das liquide Portfolio von Berkshire Hathaway: Nach dem
Verkauf (!) umfasst die Apple-Position von Berkshire Hathaway noch immer
25 % Portfolioanteil. Das sieht für uns nicht nach Ausverkauf aus.
In vielen Schlagzeilen war zu lesen, dass Warren Buffett wieder einmal richtig lag und rechtzeitig verkauft hat. Stimmt das?
Dominikus Wagner: Wir haben keine Glaskugel zur
exakten Vorhersage von Marktentwicklungen und Warren Buffett wird auch keine
solche Glaskugel haben. Was wir wissen, ist, dass Berkshire Hathaway die
Apple-Aktie über einen Zeitraum von mehreren Monaten verkauft hat, ohne, dass
der Börsenwert darunter gelitten hätte. Dass am Montag nach der
Veröffentlichung der Quartalszahlen und dem Bekanntmachen der Apple-Verkäufe
durch Berkshire Hathaway die Kurse in Japan einbrachen, dürfte nicht in
direktem Zusammenhang stehen. Wahrscheinlicher ist, dass die Kumulation
ungünstiger Faktoren, so z.B. die Entwicklungen bei Carry Trades in Yen sowie
der schwächere US-Arbeitsmarkt und die Sorge vor einer Rezession in den USA,
den Crash bei japanischen Aktien und die Kursrücksetzer an den weltweiten
Aktienmärkten verursacht haben. Insbesondere bei den Technologiefirmen, bei
denen zudem befürchtet wird, dass sich die immensen Investitionen in KI nicht
schnell genug monetarisieren ließen. In diesen Sog geriet nicht nur, aber eben auch
Apple. Dass die Meldung über Buffetts Apple-Reduktion auf ca. 25 % des
liquiden Portfolios zusätzlich zum Abverkauf am Montag beigetragen hat, wird so
sein. Mehr aber auch nicht.
Und wie ist es um Apple selbst bestellt?
Dominikus Wagner: Eines steht für uns fest: Was auch
immer Buffett zu der Reduzierung seiner Apple-Beteiligung bewegt haben mag, an
einer drohenden Angreifbarkeit des für ihn und für uns so wichtigen Burggrabens
um das Geschäftsmodell von Apple (abseits harter regulatorischer Eingriffe)
kann es nicht gelegen haben. Im Gegenteil: Mit jedem einzelnen Gerät (Mac,
iPhone, iPad und Wearables), das Apple neu verkauft, mit jedem neuen nützlichen
Service, der angeboten wird und mit jedem Abo, das neu abgeschlossen wird,
dehnt sich der Burggraben weiter aus. Die einzelnen Geräte-Familien sind zudem
komplementär, nicht etwa konkurrierend, hier sind – ebenso wie bei den Services
– große Netzwerkeffekte erkennbar. Während sich viele Analysten auf die
herausfordernden Marktbedingungen in China konzentrierten, stellte Apple im
zurückliegenden Q3 neue Quartalsrekorde in mehr als zwei Dutzend Ländern und
Regionen auf, darunter neben Kanada, Mexiko, Frankreich und Deutschland auch
die im Vergleich zu China immer wichtiger werdenden Schwellenländer mit enormem
Wachstumspotenzial wie Indien, Indonesien, die Philippinen und Thailand. Im
abgelaufenen Juni-Quartal konnte Apple den Umsatz bei einem organischen
Wachstum von 7,3 % auf 85,8 Mrd. US-Dollar steigern. Getrieben wird
diese Dynamik weiterhin klar von den Services: Sie legten mit einem organischen
Wachstum von 16,3 % deutlich schneller zu als der Geräteumsatz mit
+4,3 %. Erneut schlugen Wechselkurseffekte mit -230 Basispunkten
negativ zu Buche und kosteten Apple nicht nur Umsatz, sondern auch Marge. Doch
ungeachtet dieses anhaltenden Gegenwindes verbuchte Apple mit 46,3 % eine
Rohmarge am oberen Ende der eigenen Erwartungen. Dies entspricht einem
marginalen Rückgang von 30 Basispunkten gegenüber dem Vorquartal. Ein wichtiges
Detail: Die Rohmarge liegt bei den Services mit 74 % mehr als doppelt so
hoch wie bei den Geräten mit 35,3 %.
Wie lautet Ihr Fazit?
Dominikus Wagner: Kriegt Apple die Krise? Nein!
Apples Geschäftsmodell ist kerngesund. Vor allem der Bereich Services verleiht
Apple weiter Dynamik. Und: KI-Lösungen wie Apple Intelligence werden sowohl im
Bereich Services sowie auch verstärkt im Bereich Hardware/Geräte zusätzlichen
Schwung geben. Wir jedenfalls haben die Börsenturbulenzen Anfang der Woche
genutzt, um in unseren beiden Unternehmerfonds zu einem günstigen Preis unsere
Apple-Position weiter auszubauen.
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